Uta Kobiella: Flucht und Vertreibung

Nie davon erzählt, von der Scham als Flüchtlingskind in einer wohlsituierten Umwelt die Verachtung der Einheimischen tagtäglich erlebt zu haben. Traumatisierte Eltern, der Vater vom Krieg schwerbeschädigt, die Mutter von der Vertreibung aus ihrer geliebten Heimat Danzig nie woanders heimisch geworden. Selbst ich, 1948 geboren, habe Danzig als Sehnsuchtsort verinnerlicht. (c) Uta Kobiella, 2015 —————————- In der Rubrik “Selbst-Erzählen” veröffentlichen wir Texte von Leserinnen und Lesern.
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Corinna Vogt-Hell: 7ter Sprung

Liebe Frau Draesner, die Geschichten von der Flucht meiner Mutter (damals 14) mit ihrer Mutter und den 2 Brüdern hat mich stets begleitet. Das Tagebuch meiner Großmutter von der Flucht aus Wilkau bis nach Oschersleben liest sich fast sachlich. In Ihrem Roman wurden die Gefühle der Betroffenen nah an mich herangetragen und das Ausmaß der menschlichen Tragödien wahrhaft deutlich. Durch eine Reise mit meiner Famile vor einigen Jahren nach Breslau werden viele Beschreibungen noch plastischer. Betroffenheit darüber, was Krieg und Vertreibung aus Menschen macht – immer und überall! (c) Dr. Corinna Vogt-Hell, 2015 —————————- In der Rubrik “Selbst-Erzählen” veröffentlichen wir
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Antonia Schnauber: Ihr Artikel „Der Schmerz der Nachgeborenen“

Sehr geehrte Frau Draesner, mit Ihrem in der Zeit erschienenen Artikel „Der Schmerz der Nachgeborenen“ haben Sie ein Phänomen unserer Gesellschaft so eindrücklich beschrieben und auf den Punkt gebracht, dass ich nicht umhin kann, als Ihnen hiermit meinen Dank und meine tiefe Rührung auszudrücken. Die Geschichte Ihres Freundes „Sami“ hat mich sehr bewegt. Sie ist ein Zeugnis für die lebendige Präsenz der Vergangenheit inmitten ihrer Nachkommen und die tiefe Liebe von Kindern zu ihren Eltern, der kein Preis zu teuer ist. Bitte erlauben Sie, dass ich mich Ihnen vorstelle: Mein Name ist Antonia Schnauber und ich arbeite als Geschichtslehrerin an
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Aleksandra Burdziej: Eine Frage

Liebe Frau Draesner, eine kurze – vielleicht etwas naive – Frage habe ich. Da steht es auf der Internetseite des Romans: „Der Roman heißt „Sieben Sprünge vom Rand der Welt“, obwohl nur sechs Vertriebene ihre Geschichte erzählen. Jeder von ihnen ist vom Rand seiner Welt gesprungen. Auf www.der-siebte-sprung.de springt der Roman selbst – in ein anderes Medium.“ Aber, wenn man so zählt, da erzählen im Roman im Grunde genommen nicht sechs Vertriebene, sondern nur fünf (Lilly, Hannes, Eustachius, Emil und Halka). Simone und Boris wurden doch schon „in der neuen Heimat“ geboren (Bayern, Schlesien). Warum also „sieben Sprünge“ und nicht
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Detlev Niemeier: Bis ins dritte und vierte Glied…

Geschaetzte Frau Draesner – Dank und Handdruck für Ihre Lesung in Hamburg, die mir als erster lebender Sohn einer Flüchtlingsmutter einmal mehr deutlich gemacht hat, das m e i n Thema: das Tragen der Folgen der Erfahrungen der Elterngeneration (also die, die unmittelbar erlebt/erlitten haben) längst nicht – wie ich schon wähnte – auch nur annähernd von mir beackert worden sei. – Ich bin mir höchst bewusst, inwiefern ich immer noch die unreflektierten Altlasten trage und inwieweit diese mein eigenes Leben bestimmen, vor wie nach, auch wenn ich meine, Vieles schon bearbeitet und angenommen zu haben. Bei den ja immer
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Europa

Die Uhr! Mit einem Mal sah ich sie überall, diesen eckigen, gute hundert Jahre alten Uhrsäulen und Uhrtürmchen, sah sie vor Rathäusern, sah sie auf den Märkten, die ich ebenfalls überall fand – in Städten und Städtchen als Rynek, als Ring. Erinnerte mich an alte Photographien aus Berlin, Potsdamer Platz – die Uhr. Gewiss, von Ostmitteleuropa vor den Kriegen hatte ich vielfach gelesen und es bewundert: ein multikultureller Raum, sprachliche, ethnische und religiöse Vielschichtigkeit, niemals einfach, aber gelebt. Vor den Uhren spürte ich dieses zerstörte, aber nicht ganz verschwundene Europa, begriff körperlich-räumlich, was für Ideen und Möglichkeiten es für heute
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Globalisierung

Was „Globalisierung“ ist, könnten Esther, Jahrgang 1996, und ihre beste Freundin Pawani, deren Familie aus Pakistan stammt, vielleicht nicht sagen. Doch die Welt der ständigen Bewegung, in der Menschen stärker um den Globus reisen als Vögel und Waren, irritiert sie. Ihre Reaktion: „Wir suchten Migrationsleugner. Lange hatten wir uns um Kriterien bemüht. Mindestdauer der geleugneten Migration: sechs Monate. Unglückliches Ende. Alles, was mit Urlaub zu tun hatte, schied von vornherein aus. Gewinnsucht als Motiv war uns am liebsten, hier wurde am besten gelogen. Liebesmigration, Mischehen und internationale Patchworkfamilien interessierten uns ebenfalls, auch in diesen Fällen stritten die Beteiligten die Migrationsbewegung
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Dora Rusciano: „Globalisierung“ und „Europa“

Sehr geehrte Frau Draesner, ich heiße Dora und komme aus Italien. Ihr Roman hat mir sehr gut gefallen und die Idee, dem Buch ein neues Leben in einem anderen Medium zu geben. Ein Medium, das auch sehr geeignet für eine übernationale Diskussion ist, was ich für sehr wichtig halte. Ganz in diesem Sinne, möchte ich hiermit um zwei neue Einträge für das „Lexikon der Reisenden Wörter“ bitten, und zwar „Globalisierung“ und „Europa“. Vielen Dank! (c) Dora Rusciano, 2014 —————————- In der Rubrik “Selbst-Erzählen” veröffentlichen wir Texte von Leserinnen und Lesern.
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Jörg Meyer: reiz[ende]worte 9

heimat hab ich, will ich nicht, verdächtigen begriff aus blut, das floss auf eben diesen boden, der – dadurch – verlorener ist. heimat zu dichten, widerspricht der dichtung, diesem auf gepackten wortkoffern sitzen, sie ausbrüten wie ein ungelegtes ei, weil unsereiner im stall, auf dem stroh liegend, nur koffer schichtet, fast leere. doch „meine stadt schmeckt salzig, hier sind wir das neueste vom tage“, am quai, wo wir winken denen, die dort umkommen um anzukommen. Zum Blogs des Autors geht es hier . (c) Jörg Meyer, 2014 —————————- In der Rubrik “Selbst-Erzählen” veröffentlichen wir Texte von Lesern.
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Rita Stenzel: Schlesische Wurzeln

Habe über die Lesung hier in Kiel erfahren… Mein Mann – Jahrg. 31 aus Oels und ich – Jahrg. 36 vom „Zutaberg“ (Zobten) werden nicht teilnehmen – wir sind beide nun etwas von allem entfernt – bzw. meint man, damit in etwa abgeschlossen zu haben … ist alles Geschichte – doch die Sehnsucht wird immer bleiben … (c) Rita Stenzel, 2014 —————————- In der Rubrik “Selbst-Erzählen” veröffentlichen wir Texte von Lesern.
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